Alles über Yoga inkl. Geschichte und Praxis

Yoga ist in aller Munde. In den Fitness-Studios wird Yoga ebenso angeboten wie in diversen Wellness-Einrichtungen und Hotels. Mittlerweile gibt es die unglaublichsten Auswüchse. So kommt der neueste Trend in Sachen Yoga aus den USA. „Naked Yoga“ lautet dort das Geheimrezept für das Wohlbefinden, jedoch mit einem Clou: alle Teilnehmer sind splitterfasernackt. Das ist wohl nicht jedermanns Sache. Außerdem hat diese Form des Yoga kaum mehr etwas mit den wahren Wurzeln des Yoga zu tun. Diese liegen nämlich in einer uralten philosophischen Lehre aus Indien.

Inhalt dieses Artikels

Allgemeines zu Yoga

Yoga ist eine philosophische Lehre aus Indien, die in sich körperliche Übungen (Asanas), Meditation und Askese vereint. Yoga ist eine von sechs klassischen Schulen in der indischen Philosophie. Der Begriff Yoga entspringt dem Sanskrit (Literatur- und Gelehrtensprache des Altindischen) und bedeutet soviel wie „zusammenbinden“, „anspannen“, „anschirren“, „anjochen“, da es ursprünglich vom Wort „yuga“ für „Joch“ stammt. Als philosophische Lehre gesehen, meint Yoga „Vereinigung“, „Integration“ oder „Unterjochung“ im Sinne der Selbstbeherrschung. Spricht man in westlichen Regionen von Yoga, meint man zumeist an die Asanas, die körperlichen Übungen im Yoga. Allerdings gibt es auch meditative Formen von Yoga, die geistige Konzentration gewichten, andere wiederum beschränken sich mehr auf den Aspekt der Askese. Yoga in seinem Ursprung stellt auf jeden Fall eine Form der Spiritualität dar, die den Weg zur Erleuchtung ermöglichen soll.

Geschichte des Yoga

Ursprünglich war Yoga im Hinduismus und Buddhismus eine Form der Meditation, die zur Erleuchtung führen sollte. Die unterschiedlichen Yogawege fassen den Begriff der Erleuchtung allerdings nicht immer gleich auf. Im Jnana Yoga wird die Erleuchtung als Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten gesehen, im Raja Yoga hingegen als völlige Ruhe des Geistes in einem formlosen Zustand. Im Hinduismus gibt es allerdings auch Strömungen wie das Bhakti Yoga in dem die Erleuchtung eine untergeordnete Rolle spielt. Um über lange Zeit in der Meditation verharren zu können, musste allerdings der Körper der Yogi gekräftigt werden. Diese Stärke erlangte man über die Asanas, die Körperübungen des Yoga die im Laufe der Zeit entwickelt wurden.

Diese Übungen wurden immer wichtiger und somit wurden die Asanas zu einem unverzichtbaren Teil von Yoga. Jene Yogaformen, die die Körperertüchtigungen im Vordergrund halten, schließt man unter dem Begriff Hatha Yoga zusammen. Die ältesten Texte zum Hatha Yoga enthält die „Hatha Yoga Pradipika“ , eine Yogaschrift aus dem 15. Jhdt. Die Grundlagen des Yoga findet man vor allem im Yoga-Sutra von Patanjali, der das Wissen, das von Lehrer an Schüler weitergegeben wurde, schriftlich erfasst hat, und auch in der Bhagavad Gita finden sich wichtige Grundlagen zum Yoga und direkte Anweisungen an den Yogi. Die Bhagavad Gita ist eine der zentralen Schriften des Hinduismus.

Das spirituelle Gedicht ist als Allegorie gedacht und handelt von der Selbstoffenbarung des kosmischen Selbst Krishna an Arjuna, das heißt der Begegnung zwischen Göttlichem und Menschlichem. Obwohl Yoga von vielen Menschen ausgeübt wird, um spirituelle Erleuchtung zu finden, ist Yoga keine Religion. Daher steht Yoga nicht im Widerspruch zu anderen Konfessionen und bietet für Viele einen möglichen Weg der geistigen Bereicherung. Yoga betrachtet Körper, Geist und Seele als eine Einheit, die im Einklang schwingen soll. Dafür werden Asanas, Entspannungsübungen, Atemübungen und Meditationstechniken kombiniert.

Durch diese Übungen wird die Lebensenergie derart angesprochen, dass sie zu den Chakren aufsteigt. Die Chakren, die Verbindungspunkte zwischen Körper und ätherischem Leib, finden sich entlang der Wirbelsäule. Sieben Chakren werden als Hauptenergiezentren des Menschen angesehen. Allerdings gibt es in den verschiedenen Philosophien unterschiedliche Meinungen zu Ausformung, Anzahl und genauem Austrittspunkt der Chakren. Im Normalfall wird Yoga unter Anleitung eines erfahrenen Yogalehrers praktiziert, da die unsachgemäße Ausführung der Übungen gesundheitsschädigende Wirkung haben kann.

Das klassische Yoga kennt vier unterschiedliche Wege:

– Raja Yoga

– Jnana Yoga

– Karma Yoga

– Bhakti Yoga

Raja Yoga

Raja Yoga wird auch als Ashtanga Yoga bezeichnet, was soviel heißt wie achtgliedriges Yoga. Der Begriff Raja bedeutet König oder Herrscher und meint im Yoga die Herrschaft über den Geist. Der Begriff Raja Yoga entspringt der „Hatha Yoga Pradipika“, in der das spirituelle Raja Yoga vom körperlichen Hatha Yoga unterschieden wird.

Der Raja Yoga besteht aus acht Stufen:

1. Yama (5 Enthaltungen)
2. Niyama (5 Verhaltensregeln)
3. Asana (Vereinigung von Körper und Geist in Körperübungen)
4. Pranayama (Vereinigung von Körper und Geist in der Atmung)
5. Pratyahara (Rückzug der Sinne von der Außenwelt)
6. Dharana (Konzentration auf einen Gedanken)
7. Dhyana (Meditation)
8. Samadhi (Völlige Ruhe des Geistes)

Jnana Yoga

Jnana Yoga beschreibt den „Weg des Wissens“ und steht für ein Streben nach der letzten Wahrheit, die für eine Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten steht. Feind auf diesem Weg ist Avidya, das Nichtwissen, das Grund für die Wiedergeburt ist. Jnana steht für die Erkenntnis und damit für die Weisheit, die das ersehnte Ziel ist.

Das Jnana Yoga teilt sich in drei Phasen:

– Shravana (zuhören und Unterricht bei einem Guru)
– Manana (Reflexion und Verinnerlichung des gelehrten Wissens)
– Nididhyasana (ernsthafte Meditation als Weg zur Erkenntnis)

Die Erlösung erlangt der Schüler durch vier Mittel:

– Viveka (Unterscheidung zwischen Realität und Illusion)
– Vairagya (Gleichgültigkeit gegenüber weltlichen Dingen)
– Shad-sampat (Sechs Tugenden: Geisteskontrolle, Sinneskontrolle, Entsagung von schädlichen Haltungen, Ausdauer, Glaube, Innere Sammlung)
– Mumukshutva (Wunsch nach Befreiung und Erkenntnis)

Die Wahrheit wird in den vier Mahavakyas dargelegt:

– Du bist DAS – Brahman – die Realität.
– Ich bin Brahman.
– Das individuelle Selbst und die Weltseele sind eins.
– Bewusstsein ist Brahman.

Brahman steht für die unveränderliche Wahrheit.

Karma Yoga

Karma Yoga wird auch als „Yoga der Tat“ bezeichnet und steht für ein Handeln frei von seinen Taten und selbstlos. Abhängigkeiten werden im Karma Yoga aufgegeben und der Gleichmut des Geistes steht im Vordergrund.

Bhakti Yoga

Bhakti Yoga steht im Hinduismus für den Weg der liebenden Hingabe an Gott. Das Merkmal der unbedingten Liebe zu Gott findet sich in vielen religiösen Traditionen zu finden, jedoch nur im Hinduismus findet die Bhakti eine eigene Form. Vor allem in der Bhagavad Gita findet man den Begriff der Bhakti, die natürliche Hingabe zu den Gottheiten, die frei von jeglicher Egozentrik ist.

Es gibt fünf Formen (Rasas) der Liebe zu einem personalisierten Gott:

1. Shanti-rasa (neutrale Beziehung)
2. Dasya-rasa (Unterwerfung als Gottes Diener)
3. Sakya-rasa (Gott als Freund)
4. Vatsalya-rasa (Elterliche Sorge um einen kindlichen Gott)
5. Mathurya-rasa (Gott als Geliebter der Seele)

Yoga Praxis

Sieht man von der großen spirituellen Bedeutung von Yoga ab, bleibt der eindeutig gesundheitsförderliche Aspekt von Yoga. Sowohl physisch als auch psychisch wirkt sich Yoga positiv auf Körper, Geist und Seele aus. Es kann sogar zu einer Linderung bei bestehenden Krankheitsbildern wie Durchblutungsstörungen, Schlafstörungen, nervösen Beschwerden, chronischen Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen kommen. Allerdings ist man sich über diese Wirkung von Yoga nicht ganz einig. Als mögliche therapeutische Form wird Yoga in der Schulmedizin nicht angesehen. Tatsache ist allerdings, dass die Asanas Kraft, Flexibilität, Gleichgewichtssinn und Muskelausdauer fördern. Falsch ausgeführte Übungen können allerdings auch zu gesundheitlichen Schäden führen, daher sollten Yoga Übungen von Unerfahrenen nie ohne professionellen Yoga-Lehrer praktiziert werden. Ein von vielen Menschen angestrebtes Ziel beim Trainieren von Yoga ist vor allem auch die Entspannung. Stress und Alltagssorgen werden in der intensiven Beschäftigung mit den unterschiedlichen Bewegungsformen vergessen. Man kann abschalten und durch Atemübungen und Meditationstechniken zu innerer Ausgeglichenheit gelangen. Das emotionale Gleichgewicht stellt sich wieder ein und man wird auch gegenüber anderen Mitmenschen und im tagtäglichen Umgang mit Problemen lockerer und ruhiger.

Yoga im Trend

Zusätzlich zu den traditionellen vier Yoga-Wegen (Raja Yoga, Jnana Yoga, Karma Yoga und Bhakti Yoga) haben sich vor allem in letzter Zeit verschiedenste Ausformungen von Yoga entwickelt. Man kommt damit wohl den westlichen Ansprüchen und den steigenden Berdürfnissen der Erlebnisgesellschaft entgegen.

Im Trend liegen z.B.:

– Kundalini Yoga: Yoga des Bewusstseins mit dem Ziel der Erweckung und Lenkung der Kundalini)
– Bikram Yoga: Körperlich besonders fordernde Yoga-Art, die bei hohen Raumtemperaturen praktiziert wird.
– Kum Nye: Buddhistisches Heilyoga.
– Yantra Yoga: Tibetisches Yoga, das zur Meditationsunterstützung ausgeübt wird.
– Tibetisches Traumyoga: Geistig-yogische Übungen werden im Schlaf angewandt.
– Marma Yoga: Technisch sehr genaues Yoga. Die präzise ausgeführten Übungen sollen als Sprachrohr für den Körper dienen.
– Sahaja Yoga: Sektenartig strukturiertes Yoga.