Alles über Feldenkrais inkl. Praxis und Geschichte

● Was ist Feldenkrais?
● Geschichte der Feldenkrais Methode
● Feldenkrais – Praxis

● Was ist Feldenkrais?

Das Prinzip der Methode beruht auf dem bewussten Einsatz und einer bewussten Durchführung von Bewegung. Ist man sich der Bewegung bewusst, setzt man sie nicht unnötig ein. Ineffiziente Bewegungsabläufe werden so reduziert und die Muskeln nur dann angespannt, wenn sie auch wirklich benötigt werden. Unnötige Muskelverspannungen können so vermieden werden. Babys und Kinder sind in ihren Bewegungen vollkommen natürlich. Mit jeder neuen Aufgabe, die sich ihnen in den Weg stellt, entwickeln sie neue Formen ihren Körper einzusetzen. Erwachsene hingegen haben viele Bewegungen bereits automatisiert, ohne sich dem Einsatz der einzelnen Körperpartien wirklich bewusst zu sein. Richten wir z.B. unseren Kopf auf, benötigen wir dazu auch unsere Halsmuskulatur, die Bauch- und Rückenmuskultur und sogar die Muskeln des Unterleibes werden dabei beansprucht. Diese Anstrengungen missachten wir oft absichtlich oder aber bemerken sie erst gar nicht. „Aber selbst ein Hundertstel Prozent unnötiger Kraftanstrengung, multipliziert mit den Tausenden Bewegungen, die jeder von uns an jedem beliebigen Tag ausführt, kann nach ein paar Jahren zu erheblichen Schwierigkeiten führen“, betont Steven Shafarman in seinem Buch „Die Feldenkrais-Schule“. Klar ist auch, dass vielleicht unbewusst eingelernte ungesunde Bewegungen, die man sich z.B. nach einem Beinbruch zulegt, um das Bein zu schonen, langfristig zu körperlichen Problemen führen können. Das Gleichgewicht des Körpers ist dann aus dem Lot geraten und vielfach fallen solche Fehlhaltungen nicht einmal auf. Der Mensch leidet, ohne zu wissen warum.
In der Feldenkrais-Methode wurden Lektionen entwickelt, um die Schüler zu einem selbstständigen Körperbewusstsein zu führen. Alte Bewegungsmuster können durchbrochen werden. Die unterschiedlichen Übungen sind meist leicht auszuführen und haben mitunter einen hohen Entspannungsfaktor. Dies ist aber nur ein angenehmer Nebeneffekt, denn das Hauptziel eines Feldenkrais-Praktikers ist die Eigenständigkeit seines Schülers, der im besten Fall die erlernten Lektionen in seinen Alltag integrieren kann. Eine besondere Form der Behandlung bei der Feldenkrais-Methode ist die so genannte „Funktionale Integration“. Der Lehrer behandelt den Schüler, ohne zu sprechen, nur mittels Berührungen und Bewegungen. Ziel für den Schüler ist es, bei einem Auftreten der Schmerzen sich darauf zu konzentrieren, was man bei der Funktionalen Integration gelernt hatte. So kann der Schmerz oft schon im Keim erstickt werden. Ein Feldenkrais-Lehrer befasst sich immer mit dem ganzen Menschen. Alltag, Bewegungsmuster und Gewohnheiten sind mindestens so interessant wie die Symptome einer Krankheit, denn oft ist es das tagtägliche Leben, das uns ein Unwohlsein beschert. Bewusstheit steht also im Mittelpunkt der Feldenkrais-Methode und das „Hautpanliegen ist es, jedem einzelnen das selbstständige Lernen zu ermöglichen, wie er jetzt und in Zukunft gesünder sein kann. Der erste Schritt zur Gesundheit ist das Bewusstsein, wie man sich im Hier und Jetzt verhält“, betont auch Steven Shafarman, der seines Zeichens selbst Feldenkrais lehrt und mit Moshé Feldenkrais direkt zusammengearbeitet hat. Als Grundsatz der Feldenkrais-Methode kann gelten: „Es ist nicht wichtig, was wir tun, sondern wie wir es tun.“
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Feldenkrais-Schule ist die Atmung. Eine freie und entspannte Atmung hilft uns, mit Stress umzugehen und psychosomatischen Störungen, wie z.B. Migräne, Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen entgegenzuwirken. Ein flache Atmung, die oft durch Anspannungszustände hervorgerufen wird, hindert uns an entspannten Bewegungen und behindert uns in unserer Aktivität. Eine falsche Atmung und das Gefühl nicht genügend Luft zu bekommen, kann mitunter auch Grund für Angstzustände oder Depressionen sein.
Eine weitere Säule in der Feldenkrais-Schule ist die Visualisierung. Verschiedene Techniken der Visualisierung können so sogar zu besseren Leistungen führen (z.B. für Sportler sehr wichtige Fähigkeit). Eine Übung in Gedanken durchgehen, funktioniert allerdings nur dann effektiv, wenn man sich seiner selbst auch wirklich bewusst ist. Man kann Bewegungen nur dann richtig ausführen – auch im Kopf – wenn man ein ausgeprägtes Körperbewusstsein gelernt hat.
Basis für das erfolgreiche Umsetzen der Feldenkrais-Methode in den persönlichen Alltag, ist somit das korrekte Lernen. Das Ausüben der Feldenkrais-Lektionen kann man nicht mit einem Besuch im Fitness-Studio vergleichen. Es geht nicht um ein hartes Training, sondern um Lernprozesse, die auf Dauer eine Erleichterung bringen sollen. Durchgestylte Outfits und dröhnende Bässe stehen ebenso wenig im Mittelpunkt des Interesses wie der Wettstreit mit anderen Fitnesskollegen. Ziel ist es vielmehr sich auf sein Selbst zu konzentrieren und die Veränderungen in seinem Körper zu beachten.